Frauen nähen fürs Ortsjubiläum: 3,6 Kilometer Wimpelkette fertig

Finale für ein Mammutprojekt: Diese neun Frauen – Katrin Rösler, Silke Schedler, Mareen Sammler, Christine Wunderlich, Wirtin Petra Hoffmann, Petra Weidelt, Heike Hutschenreuter, Jessica Weidelt und Angela Lindner (von links) – haben sich in den vergangenen Monaten regelmäßig im Sportlerheim getroffen, um fürs Ortsjubiläum zu nähen. Nun ist die 3,6 Kilometer lange Wimpelkette fertig.

Foto: Ellen Liebner

Fünf Monate haben neun Frauen der Initiative für Theuma an ihrem Beitrag zur 750-Jahr-Feier Ende August gebastelt. Davon profitieren wird das ganze Dorf.

Von Sylvia Dienel
erschienen am 16.06.2017

Theuma. Das große Fest kann kommen. Neun Frauen der Initiative für Theuma haben daran maßgeblichen Anteil. Seit Januar trafen sie sich in zweiwöchigem Turnus für jeweils drei Stunden im Sportlerheim, stellten bei laufendem Betrieb Tische zusammen, nähten und schnitten. Das Ergebnis wird wohl in die Ortsgeschichte eingehen: Eine 3,6 Kilometer lange Wimpelkette entstand auf diese Weise. Anlass ist die 750-Jahr-Feier Ende August.

Vorgestern rückten die Frauen ein letztes Mal zusammen – für den Zieleinlauf. Das heißt, mit vereinten Kräften und fünf Tischnähmaschinen nahmen die letzten elf Teilketten Gestalt an. Jede misst 20 Meter und ist mit 100 Wimpeln bestückt. Aneinandergelegt ergeben alle Teilketten die stattliche Kilometerzahl. Bis zum Endspurt wartete der Verein Initiative für Theuma aber nicht, um den Schmückstoff unter die Leute zu bringen. Die Abgabe ist kein Verkauf im herkömmlichen Sinne: Als Gegenleistung für Wimpelketten werden Spenden entgegengenommen. „Je nachdem, wie viel jeder geben will“, sagte Mitorganisatorin Jessica Weidelt. Das gesammelte Geld will der Verein an das Rathaus zur Festfinanzierung weiterleiten. „Die Grundschule haben wir schon mit zehn Ketten versorgt“, freut sie sich.

Entstanden ist die Wimpel-Idee am Vereinsstammtisch. Ursprünglich setzte man sich ein noch ehrgeizigeres Ziel und peilte sechs Kilometer an. „Beim Abfahren der Hauptstraße haben wir dann aber gemerkt, dass es nicht zu schaffen ist“, erzählte Jessica Weidelt. „Wir haben alle auch noch einen Beruf und Familienleben.“ Was manche Frauen trotzdem nicht daran hinderte, in den eigenen vier Wänden zu Schere, Faden und Wimpelstoff zu greifen. Letzterer stammt von Freunden und Bekannten, tortengroße Bandrollen von einer Firmenauflösung. „Die sind uns kostenlos überlassen worden“, sagte Jessica Weidelt. „Ansonsten wäre das nicht machbar gewesen.“

Stoff kam nach dem Aufruf weitaus mehr zusammen als benötigt. Erste Ideen für die Resteverwertung gibt es bereits. In den Umzug will sich der Verein mit zwei Festwagen einreihen, und dafür werden Puppen gebraucht. „Vor dem Wasserleitungsbau und danach“, soll das Thema heißen. „Eine Wasserleitung ist in Theuma wahrscheinlich 1958 gebaut worden“, mutmaßte Vereinschef Ulf Weidelt. „Bis dahin haben alle aus Brunnen geschöpft.“

Wimpelketten können unter der Rufnummer 0176 82051232 bestellt werden.

Nähen für Ivanka Trump: Ausgebeutet und eingeschüchtert – Wirtschaft in den USA

Die Arbeitsbedingungen in einer Fabrik, die für Trumps Modelinie fertigt, gelten als skandalös

Ivanka Trump macht wieder von sich reden. Die Präsidententochter gilt als ausgleichender Faktor im Weißen Haus, verfolgt oft eine moderatere Linie als ihr Vater. Sympathien brachte der Unternehmerin überdies ihr Einsatz für die Gleichberechtigung der Frau, zu dem beispielsweise die Auflage eines eine Milliarde Dollar schweren Fonds zur Förderung von Gründerinnen zählt.

Doch das Image der 35-Jährigen bröckelt zusehends. Ihre Modelinie „Ivanka Trump“, die sich vor allem an berufstätige Mütter wendet, steht schon seit längerem in der Kritik. Schlechte Arbeitsbedingungen in den Fabriken, in denen Näherinnen die Textilien im Auftrag der Präsidententochter fertigen, werfen wiederkehrend ein schlechtes Licht auf Trump. Vor Wochen berichtete schon der Spiegel[1] über unhaltbare Zustände in einer Schuhfabrik in China, die für Trump tätig ist. Personen, die zu Recherchezwecken in die Fabriken eingeschleust worden seien, seien verschwunden.

Recherche in Java

Nun hat auch der Guardian[2] das Thema beleuchtet. In der Fabrik PT Buma Apparel Industry in der Stadt Subang auf der Insel Java werden unter anderem Kleidungsstücke des Trump-Labels hergestellt – unter offenbar skandalösen Umständen. Für sie erscheint der Einsatz der Unternehmerin für Frauen wie blanker Hohn.

Eine Frau habe laut aufgelacht, als sie von Ivanka Trumps neuem Buch „Women Who Work“ gehört habe. „Mein Bild einer Work-Life-Balance wäre es, meine Kinder mehr als einmal im Monat zu sehen“, soll sie laut Guardian spöttisch gesagt haben. Die indonesischen Frauen berichten von „Minigehältern, Einschüchterungsversuchen, Unmengen unbezahlter Überstunden und Produktionszielen, die unmöglich zu erfüllen“ seien.

154 Euro im Monat

Von 2.759 Mitarbeitern in Subang sind drei Viertel Frauen. Sie bekommen den Mindestlohn von umgerechnet 154 Euro im Monat. Die meisten Mütter unter ihnen kommen aus weit entlegenen Dörfern. Viele von ihnen sehen ihre Kinder nur am Wochenende oder noch seltener. Die lange Arbeitszeit, der geringe Lohn und der weite Weg lassen häufigere Heimreisen nicht zu. Außerdem lege ihnen der Arbeitgeber nahe, für umgerechnet neun Euro im Monat auf den „menstrual leave“, eine Art Menstruationsurlaub, zu verzichten.

Weltbank im Ivanka-Fieber

Die Beziehungen zur Präsidententochter haben inzwischen auch die Weltbank in Turbulenzen gebracht. Die Einrichtung unterstützt den Ivanka-Fonds, Weltbank-Chef Jim Yong Kim hat die Initiatorin deshalb auch im Weißen Haus getroffen. Laut Financial Times kam es dabei zu einem spontanen Zusammentreffen mit Donald Trump, der die Gelegenheit gleich beim Schopf packte.

foto: apa/ap-pool/michael sohn
Mit Angela Merkel in Berlin: Ivankas Frauenengagement wird nun in einem anderen Licht gesehen.

Die Weltbank, eigentlich auf Hilfe in der Dritten Welt spezialisiert, möge doch den geplanten Infrastrukturausbau in den USA mitfinanzieren, so die Idee. Kim sagte prompt zu. Hintergrund des ungewöhnlichen Entgegenkommens laut Financial Times[3]: Kim dürfte hoffen, mit seiner Hilfszusage die Beziehungen zwischen der Weltbank und den USA, dem wichtigsten Mitgliedsland, zu verbessern. Das Weiße Haus hat nämlich vor, seine Beiträge an diverse multilaterale Organisationen, darunter die Weltbank, massiv zu kürzen.

Auch das Werben für Ivanka Trumps Fonds werten viele als ein Bemühen Kims, die Gunst des US-Präsidenten zu erwerben. Die Präsidententochter kam dank der Beteiligung der Weltbank beim G-20-Frauengipfel in Berlin groß in die Schlagzeilen. Ihrer Marke dürfte die große Aufmerksamkeit nicht gerade schaden. (red, 15.6.2017)

Fußnoten:

  1. ^ Spiegel (www.spiegel.de)
  2. ^ Guardian (www.theguardian.com)
  3. ^ Financial Times (www.ft.com)

Stuttgarter Markt mit Nähmaschinen boomt: Stich für Stich zur Selbstverwirklichung – Stuttgart

Von Sybille Neth

Sybille NethSybille Neth (sne)Profil

 16. Juni 2017 – 00:00 Uhr[1]

Nähen macht glücklich – aber nur mit der richtigen Nähmaschine. Viele Geschäfte in Stuttgart bieten neben der Beratung auch Einführungskurse und Nähkurse an.

Die Tipps der Fachfrau für die Wahl des Nähprogramms sind wichtig. Foto: Lg /Zweygarth Die Tipps der Fachfrau für die Wahl des Nähprogramms sind wichtig. Foto: Lg /Zweygarth

Stuttgart[2] – Nähen macht glücklich. „Für mich hat das fast etwas Meditatives“, gesteht Annemarie Fambach-Martin. In der Filiale von Stoff-Ideen berät sie Hobbyschneiderinnen, die auf der Suche nach der richtigen Nähmaschine sind. Denn, wenn die Maschine den Stoff verschluckt, wenn sie mürrisch surrend stockt oder den Faden nicht gleichmäßig transportiert, macht Nähen überhaupt nicht glücklich. „Früher gehörte eine Maschine in jeden Haushalt“, sagt Fambach-Martin. Heute ist genau das wieder im Kommen. Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverband Baden-Württemberg stellt bei manchem Händler Verkaufssteigerungen von 15 bis 20 Prozent in den zurückliegenden drei bis vier Jahren fest.

Der Unterschied: Wurde einst genäht, weil es günstiger war, ist es heute mitunter sogar teurer, eigene Kreationen anzufertigen, denn Stoffe haben ihren Preis. Es geht vielmehr um die Lust am Tun. „Manche Leute bewegen auch ethische Gründe zum Nähen, weil sie nachhaltiger leben wollen“, beobachtet Fambach-Martin. Auch deshalb ist die Wahl der richtigen Nähmaschine letztlich typabhängig. Wer ab und zu einen Vorhang, einen Kissenbezug oder ein Pumphöschen für das Kleinkind nähen will, braucht ein anders Modell als ambitionierte Kundinnen, die sich an edlen Wollstoff wagen, um daraus einen Mantel zu schneidern.

Der Computer stickt ganz alleine

Das Flaggschiff bei Fambach-Martin ist eine High-Tech Maschine mit integriertem Computer. Damit stickt sie jedes gewünschte Motiv. Zum Beispiel ein Foto, einen Schriftzug oder eine Kinderzeichnung. Das eingescannte Bild wird in ein Stickprogramm übersetzt, Farbwünsche kann die kreative Besitzerin eingeben und schon kann es losgehen. „In der Zwischenzeit kann man etwas anderes machen“, ­erklärt die Fachfrau. Dieser Luxus kostet allerdings fast 9000 Euro. Die solide Haushaltsmaschine ist ab 350 Euro zu haben und eine Overlockmaschine, die Jerseystoff versäubert, säumt und gleichzeitig abschneidet, kostet zwischen 300 und 3000 Euro. „Diese Maschinen haben den Markt erobert“, berichtet die Fachverkäuferin. Gerade bei jungen Müttern, die für ihre Kinder bequeme Kleidung aus Trikotware nähen, seien sie sehr gefragt – und das, obwohl eine Overlockmaschine nur ein Zusatzgerät ist. Die klassische Nähmaschine benötigt man daneben trotzdem noch.

Wer ein Billigprodukt zum Beispiel beim Discounter oder im Internet ohne Beratung kauft, wirft Geld zum Fenster raus, sagt Fambach-Martin. „Manchmal würde man schon für 100 oder 150 Euro mehr eine qualitativ gute Maschine bekommen.“ Für die würde es dann auch eine kostenlose Einführung sowie den Service geben und die Verschleißteile könnten immer wieder ersetzt werden, sodass sie jahrzehntelang ihren Dienst tut.

Billigkäufe lohnen sich nicht

Solche stehen in der Werkstatt von Robert Löhle und geben dem Raum das Flair eines Nähmaschinenmuseums. Modelle aus verschiedenen Jahrzehnten, im braun karierten Wachstuchkoffer, in der leicht vergilbten Kunststofftragebox und sogar das Oberteil einer Tretnähmaschine – alles steht säuberlich aufgereiht mit einen Auftragszettel auf dem Fußboden. Löhle repariert jeden gerissenen Riemen, jede abgebrochene Feder und jedes klemmende Zahnrad, sofern es sich um eine Qualitätsmaschine handelt. Billigprodukte sind Wegwerfartikel, sobald die Garantie abgelaufen ist, erklärt er. Und schon oft ist die Enttäuschung gleich nach dem Kauf da, wenn das vermeintliche Schnäppchen nicht so funktioniert wie gewünscht.

Heim und Garten werden geschätzt

Löhle ist ausgebildeter Nähmaschinenmechaniker. Sein Beruf ist wegen der Abwanderung der Textilindustrie in Billiglohnländer ausgestorben. Als Urgestein, das mit ­allen Tücken der Feinmechanik vertraut ist, verkauft er auch Neuware von der Haushalt- bis zur Industriemaschine. Solche schweren Modelle wartet er im Staatstheater. „Dort bin ich oft“, sagt er, denn in den Werkstätten und der Schneiderei rattern sie tagtäglich. Wie alle Fachgeschäfte bietet auch er seiner Kundschaft eine ausführliche Einführung in die Geheimnisse des Einfädelns und des Spulens.

Gekauft wird von allen Altersklassen. „Da ist die 14-jährige, die sich eine Maschine wünscht und die 70-jährige Dame, die mit ihrer alten nicht mehr zufrieden ist, und etwas modernes möchte“, berichtet Löhle. „In den letzten fünf Jahren beobachte ich das“, sagt er und der Mann vom Fach hat dafür eine steile These: „Seit dem Euro und seit dem 11. September haben das Zuhause und der Garten als geschützter Raum wieder einen hoch geschätzten Stellenwert erhalten. Ein bestimmter Kreis von Menschen geht nicht mehr so viel raus.“

Schneidern auf Maß

Noëlle Biegert jedoch hat sich gerade fürs Ausgehen eine Nähmaschine für 800 Euro geleistet, weil sie damit ihre Outfits fürs Tanzen schneidert. Sie ist Mitglied in einem Verein und die dekolletierten Kleider für die lateinamerikanischen Rhythmen müssen auch bei den wildesten Bewegungen gut sitzen. Früher hatte sie eine Maschine mit etlichen Mucken. „Jetzt macht es soviel Spaß zu nähen, weil meine jetzige das macht, was ich will“, schwärmt sie. Zusammen mit Waltraut Hahn, die wegen ihrer zierlichen Maße die gesamte Garderobe selbst schneidert, besucht sie einen Nähkurs bei Esro Jersey. Isabelle Altenbeck steht ihnen mit praktischen Tipps und kreativen Ideen zur Seite. „Ich als Modedesignerin habe vier Maschinen zu Hause“, verrät sie. Auch zunehmend Männer ­finden Nähen attraktiv, berichtet sie. „Die nähen dann zum Beispiel eine Laptop­tasche oder eine Hülle für das Handy.“ Und sie kennt auch die folgenschweren Fehler, die viele Hobbyschneiderinnen machen, zum Beispiel billigen Faden verwenden.

Die Hände wollen beschäftigt sein

Was der in der Maschine anrichtet, weiß auch Ursula Freudel. Sie führt in Stuttgart in der dritten Generation das ältestes Nähmaschinengeschäft, das den Namen ihrer Vorfahren trägt: Nähmaschinen Roederer. Heute hat sie die Öffnungszeiten eingeschränkt, denn sie will sich zur Ruhe setzen, nimmt aber immer noch Reparaturen an und verkauft weiter Nähmaschinen und demonstriert begeistert, was die heute alles können. Zum Beispiel geradeaus nähen ­ohne, dass der Stoff mit den Händen festgehalten wird, selbstständig die Fadenspannung einstellen und automatisch den Stofftransport regeln – egal ob Seide oder Denim. „Die jungen verkopften Frauen, die viel vor dem Computer sitzen, kaufen bei mir“, charakterisiert sie ihre neue Kundschaft und erahnt, was gerade sie am Nähen fasziniert: „Ohne die Beschäftigung der Hände kommt man eben nicht aus.“

Fußnoten:

  1. ^ Sybille Neth (www.stuttgarter-zeitung.de)
  2. ^ Stuttgart (www.stuttgarter-zeitung.de)
  3. ^ <a href="http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.naehcaf-in-bad-cannstatt-hier-haelt-die-welt-mit-nadel-und-faden.5a1df82a-d78a-4ff2-a451-ccdd9a509de5.html&quot; rel="nofollow" title="Hier hält die Welt mit Nadel und Faden" class="data" data-tags="" data-imagecount="1" data-videocount="0" data-commentcount="0" data-paidcontent="“ data-lt=““ name=“readabilityFootnoteLink-3″>Hier hält die Welt mit Nadel und Faden (www.stuttgarter-zeitung.de)
  4. ^ Stuttgart (www.stuttgarter-zeitung.de)
  5. ^ zur Homepage (www.stuttgarter-zeitung.de)

Der Markt mit Nähmaschinen boomt: Stich für Stich zur Selbstverwirklichung – Stuttgart

Von Sybille Neth 16. Juni 2017 – 00:00 Uhr

Die Tipps der Fachfrau für die Wahl des Nähprogramms sind wichtig. Foto: Lg /Zweygarth Die Tipps der Fachfrau für die Wahl des Nähprogramms sind wichtig. Foto: Lg /Zweygarth

Nähen macht glücklich – aber nur mit der richtigen Nähmaschine. Viele Geschäfte bieten neben der Beratung auch Einführungskurse und Nähkurse an.

Stuttgart[1] – Nähen macht glücklich. „Für mich hat das fast etwas Meditatives“, gesteht Annemarie Fambach-Martin. In der Filiale von Stoff-Ideen berät sie Hobbyschneiderinnen, die auf der Suche nach der richtigen Nähmaschine sind. Denn, wenn die Maschine den Stoff verschluckt, wenn sie mürrisch surrend stockt oder den Faden nicht gleichmäßig transportiert, macht Nähen überhaupt nicht glücklich. „Früher gehörte eine Maschine in jeden Haushalt“, sagt Fambach-Martin. Heute ist genau das wieder im Kommen. Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverband Baden-Württemberg stellt bei manchem Händler Verkaufssteigerungen von 15 bis 20 Prozent in den zurückliegenden drei bis vier Jahren fest.

Der Unterschied: Wurde einst genäht, weil es günstiger war, ist es heute mitunter sogar teurer, eigene Kreationen anzufertigen, denn Stoffe haben ihren Preis. Es geht vielmehr um die Lust am Tun. „Manche Leute bewegen auch ethische Gründe zum Nähen, weil sie nachhaltiger leben wollen“, beobachtet Fambach-Martin. Auch deshalb ist die Wahl der richtigen Nähmaschine letztlich typabhängig. Wer ab und zu einen Vorhang, einen Kissenbezug oder ein Pumphöschen für das Kleinkind nähen will, braucht ein anders Modell als ambitionierte Kundinnen, die sich an edlen Wollstoff wagen, um daraus einen Mantel zu schneidern.

Der Computer stickt ganz alleine

Das Flaggschiff bei Fambach-Martin ist eine High-Tech Maschine mit integriertem Computer. Damit stickt sie jedes gewünschte Motiv. Zum Beispiel ein Foto, einen Schriftzug oder eine Kinderzeichnung. Das eingescannte Bild wird in ein Stickprogramm übersetzt, Farbwünsche kann die kreative Besitzerin eingeben und schon kann es losgehen. „In der Zwischenzeit kann man etwas anderes machen“, ­erklärt die Fachfrau. Dieser Luxus kostet allerdings fast 9000 Euro. Die solide Haushaltsmaschine ist ab 350 Euro zu haben und eine Overlockmaschine, die Jerseystoff versäubert, säumt und gleichzeitig abschneidet, kostet zwischen 300 und 3000 Euro. „Diese Maschinen haben den Markt erobert“, berichtet die Fachverkäuferin. Gerade bei jungen Müttern, die für ihre Kinder bequeme Kleidung aus Trikotware nähen, seien sie sehr gefragt – und das, obwohl eine Overlockmaschine nur ein Zusatzgerät ist. Die klassische Nähmaschine benötigt man daneben trotzdem noch.

Wer ein Billigprodukt zum Beispiel beim Discounter oder im Internet ohne Beratung kauft, wirft Geld zum Fenster raus, sagt Fambach-Martin. „Manchmal würde man schon für 100 oder 150 Euro mehr eine qualitativ gute Maschine bekommen.“ Für die würde es dann auch eine kostenlose Einführung sowie den Service geben und die Verschleißteile könnten immer wieder ersetzt werden, sodass sie jahrzehntelang ihren Dienst tut.

Billigkäufe lohnen sich nicht

Solche stehen in der Werkstatt von Robert Löhle und geben dem Raum das Flair eines Nähmaschinenmuseums. Modelle aus verschiedenen Jahrzehnten, im braun karierten Wachstuchkoffer, in der leicht vergilbten Kunststofftragebox und sogar das Oberteil einer Tretnähmaschine – alles steht säuberlich aufgereiht mit einen Auftragszettel auf dem Fußboden. Löhle repariert jeden gerissenen Riemen, jede abgebrochene Feder und jedes klemmende Zahnrad, sofern es sich um eine Qualitätsmaschine handelt. Billigprodukte sind Wegwerfartikel, sobald die Garantie abgelaufen ist, erklärt er. Und schon oft ist die Enttäuschung gleich nach dem Kauf da, wenn das vermeintliche Schnäppchen nicht so funktioniert wie gewünscht.

Heim und Garten werden geschätzt

Löhle ist ausgebildeter Nähmaschinenmechaniker. Sein Beruf ist wegen der Abwanderung der Textilindustrie in Billiglohnländer ausgestorben. Als Urgestein, das mit ­allen Tücken der Feinmechanik vertraut ist, verkauft er auch Neuware von der Haushalt- bis zur Industriemaschine. Solche schweren Modelle wartet er im Staatstheater. „Dort bin ich oft“, sagt er, denn in den Werkstätten und der Schneiderei rattern sie tagtäglich. Wie alle Fachgeschäfte bietet auch er seiner Kundschaft eine ausführliche Einführung in die Geheimnisse des Einfädelns und des Spulens.

Gekauft wird von allen Altersklassen. „Da ist die 14-jährige, die sich eine Maschine wünscht und die 70-jährige Dame, die mit ihrer alten nicht mehr zufrieden ist, und etwas modernes möchte“, berichtet Löhle. „In den letzten fünf Jahren beobachte ich das“, sagt er und der Mann vom Fach hat dafür eine steile These: „Seit dem Euro und seit dem 11. September haben das Zuhause und der Garten als geschützter Raum wieder einen hoch geschätzten Stellenwert erhalten. Ein bestimmter Kreis von Menschen geht nicht mehr so viel raus.“

Schneidern auf Maß

Noëlle Biegert jedoch hat sich gerade fürs Ausgehen eine Nähmaschine für 800 Euro geleistet, weil sie damit ihre Outfits fürs Tanzen schneidert. Sie ist Mitglied in einem Verein und die dekolletierten Kleider für die lateinamerikanischen Rhythmen müssen auch bei den wildesten Bewegungen gut sitzen. Früher hatte sie eine Maschine mit etlichen Mucken. „Jetzt macht es soviel Spaß zu nähen, weil meine jetzige das macht, was ich will“, schwärmt sie. Zusammen mit Waltraut Hahn, die wegen ihrer zierlichen Maße die gesamte Garderobe selbst schneidert, besucht sie einen Nähkurs bei Esro Jersey. Isabelle Altenbeck steht ihnen mit praktischen Tipps und kreativen Ideen zur Seite. „Ich als Modedesignerin habe vier Maschinen zu Hause“, verrät sie. Auch zunehmend Männer ­finden Nähen attraktiv, berichtet sie. „Die nähen dann zum Beispiel eine Laptop­tasche oder eine Hülle für das Handy.“ Und sie kennt auch die folgenschweren Fehler, die viele Hobbyschneiderinnen machen, zum Beispiel billigen Faden verwenden.

Die Hände wollen beschäftigt sein

Was der in der Maschine anrichtet, weiß auch Ursula Freudel. Sie führt in Stuttgart in der dritten Generation das ältestes Nähmaschinengeschäft, das den Namen ihrer Vorfahren trägt: Nähmaschinen Roederer. Heute hat sie die Öffnungszeiten eingeschränkt, denn sie will sich zur Ruhe setzen, nimmt aber immer noch Reparaturen an und verkauft weiter Nähmaschinen und demonstriert begeistert, was die heute alles können. Zum Beispiel geradeaus nähen ­ohne, dass der Stoff mit den Händen festgehalten wird, selbstständig die Fadenspannung einstellen und automatisch den Stofftransport regeln – egal ob Seide oder Denim. „Die jungen verkopften Frauen, die viel vor dem Computer sitzen, kaufen bei mir“, charakterisiert sie ihre neue Kundschaft und erahnt, was gerade sie am Nähen fasziniert: „Ohne die Beschäftigung der Hände kommt man eben nicht aus.“

Fußnoten:

  1. ^ Stuttgart (www.stuttgarter-nachrichten.de)

Der Markt mit Nähmaschinen boomt: Stich für Stich zur Selbstverwirklichung – Stuttgart

Von Sybille Neth 16. Juni 2017 – 00:00 Uhr

Die Tipps der Fachfrau für die Wahl des Nähprogramms sind wichtig. Foto: Lg /Zweygarth Die Tipps der Fachfrau für die Wahl des Nähprogramms sind wichtig. Foto: Lg /Zweygarth

Nähen macht glücklich – aber nur mit der richtigen Nähmaschine. Viele Geschäfte bieten neben der Beratung auch Einführungskurse und Nähkurse an.

Stuttgart[1] – Nähen macht glücklich. „Für mich hat das fast etwas Meditatives“, gesteht Annemarie Fambach-Martin. In der Filiale von Stoff-Ideen berät sie Hobbyschneiderinnen, die auf der Suche nach der richtigen Nähmaschine sind. Denn, wenn die Maschine den Stoff verschluckt, wenn sie mürrisch surrend stockt oder den Faden nicht gleichmäßig transportiert, macht Nähen überhaupt nicht glücklich. „Früher gehörte eine Maschine in jeden Haushalt“, sagt Fambach-Martin. Heute ist genau das wieder im Kommen. Sabine Hagmann, die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverband Baden-Württemberg stellt bei manchem Händler Verkaufssteigerungen von 15 bis 20 Prozent in den zurückliegenden drei bis vier Jahren fest.

Der Unterschied: Wurde einst genäht, weil es günstiger war, ist es heute mitunter sogar teurer, eigene Kreationen anzufertigen, denn Stoffe haben ihren Preis. Es geht vielmehr um die Lust am Tun. „Manche Leute bewegen auch ethische Gründe zum Nähen, weil sie nachhaltiger leben wollen“, beobachtet Fambach-Martin. Auch deshalb ist die Wahl der richtigen Nähmaschine letztlich typabhängig. Wer ab und zu einen Vorhang, einen Kissenbezug oder ein Pumphöschen für das Kleinkind nähen will, braucht ein anders Modell als ambitionierte Kundinnen, die sich an edlen Wollstoff wagen, um daraus einen Mantel zu schneidern.

Der Computer stickt ganz alleine

Das Flaggschiff bei Fambach-Martin ist eine High-Tech Maschine mit integriertem Computer. Damit stickt sie jedes gewünschte Motiv. Zum Beispiel ein Foto, einen Schriftzug oder eine Kinderzeichnung. Das eingescannte Bild wird in ein Stickprogramm übersetzt, Farbwünsche kann die kreative Besitzerin eingeben und schon kann es losgehen. „In der Zwischenzeit kann man etwas anderes machen“, ­erklärt die Fachfrau. Dieser Luxus kostet allerdings fast 9000 Euro. Die solide Haushaltsmaschine ist ab 350 Euro zu haben und eine Overlockmaschine, die Jerseystoff versäubert, säumt und gleichzeitig abschneidet, kostet zwischen 300 und 3000 Euro. „Diese Maschinen haben den Markt erobert“, berichtet die Fachverkäuferin. Gerade bei jungen Müttern, die für ihre Kinder bequeme Kleidung aus Trikotware nähen, seien sie sehr gefragt – und das, obwohl eine Overlockmaschine nur ein Zusatzgerät ist. Die klassische Nähmaschine benötigt man daneben trotzdem noch.

Wer ein Billigprodukt zum Beispiel beim Discounter oder im Internet ohne Beratung kauft, wirft Geld zum Fenster raus, sagt Fambach-Martin. „Manchmal würde man schon für 100 oder 150 Euro mehr eine qualitativ gute Maschine bekommen.“ Für die würde es dann auch eine kostenlose Einführung sowie den Service geben und die Verschleißteile könnten immer wieder ersetzt werden, sodass sie jahrzehntelang ihren Dienst tut.

Billigkäufe lohnen sich nicht

Solche stehen in der Werkstatt von Robert Löhle und geben dem Raum das Flair eines Nähmaschinenmuseums. Modelle aus verschiedenen Jahrzehnten, im braun karierten Wachstuchkoffer, in der leicht vergilbten Kunststofftragebox und sogar das Oberteil einer Tretnähmaschine – alles steht säuberlich aufgereiht mit einen Auftragszettel auf dem Fußboden. Löhle repariert jeden gerissenen Riemen, jede abgebrochene Feder und jedes klemmende Zahnrad, sofern es sich um eine Qualitätsmaschine handelt. Billigprodukte sind Wegwerfartikel, sobald die Garantie abgelaufen ist, erklärt er. Und schon oft ist die Enttäuschung gleich nach dem Kauf da, wenn das vermeintliche Schnäppchen nicht so funktioniert wie gewünscht.

Heim und Garten werden geschätzt

Löhle ist ausgebildeter Nähmaschinenmechaniker. Sein Beruf ist wegen der Abwanderung der Textilindustrie in Billiglohnländer ausgestorben. Als Urgestein, das mit ­allen Tücken der Feinmechanik vertraut ist, verkauft er auch Neuware von der Haushalt- bis zur Industriemaschine. Solche schweren Modelle wartet er im Staatstheater. „Dort bin ich oft“, sagt er, denn in den Werkstätten und der Schneiderei rattern sie tagtäglich. Wie alle Fachgeschäfte bietet auch er seiner Kundschaft eine ausführliche Einführung in die Geheimnisse des Einfädelns und des Spulens.

Gekauft wird von allen Altersklassen. „Da ist die 14-jährige, die sich eine Maschine wünscht und die 70-jährige Dame, die mit ihrer alten nicht mehr zufrieden ist, und etwas modernes möchte“, berichtet Löhle. „In den letzten fünf Jahren beobachte ich das“, sagt er und der Mann vom Fach hat dafür eine steile These: „Seit dem Euro und seit dem 11. September haben das Zuhause und der Garten als geschützter Raum wieder einen hoch geschätzten Stellenwert erhalten. Ein bestimmter Kreis von Menschen geht nicht mehr so viel raus.“

Schneidern auf Maß

Noëlle Biegert jedoch hat sich gerade fürs Ausgehen eine Nähmaschine für 800 Euro geleistet, weil sie damit ihre Outfits fürs Tanzen schneidert. Sie ist Mitglied in einem Verein und die dekolletierten Kleider für die lateinamerikanischen Rhythmen müssen auch bei den wildesten Bewegungen gut sitzen. Früher hatte sie eine Maschine mit etlichen Mucken. „Jetzt macht es soviel Spaß zu nähen, weil meine jetzige das macht, was ich will“, schwärmt sie. Zusammen mit Waltraut Hahn, die wegen ihrer zierlichen Maße die gesamte Garderobe selbst schneidert, besucht sie einen Nähkurs bei Esro Jersey. Isabelle Altenbeck steht ihnen mit praktischen Tipps und kreativen Ideen zur Seite. „Ich als Modedesignerin habe vier Maschinen zu Hause“, verrät sie. Auch zunehmend Männer ­finden Nähen attraktiv, berichtet sie. „Die nähen dann zum Beispiel eine Laptop­tasche oder eine Hülle für das Handy.“ Und sie kennt auch die folgenschweren Fehler, die viele Hobbyschneiderinnen machen, zum Beispiel billigen Faden verwenden.

Die Hände wollen beschäftigt sein

Was der in der Maschine anrichtet, weiß auch Ursula Freudel. Sie führt in Stuttgart in der dritten Generation das ältestes Nähmaschinengeschäft, das den Namen ihrer Vorfahren trägt: Nähmaschinen Roederer. Heute hat sie die Öffnungszeiten eingeschränkt, denn sie will sich zur Ruhe setzen, nimmt aber immer noch Reparaturen an und verkauft weiter Nähmaschinen und demonstriert begeistert, was die heute alles können. Zum Beispiel geradeaus nähen ­ohne, dass der Stoff mit den Händen festgehalten wird, selbstständig die Fadenspannung einstellen und automatisch den Stofftransport regeln – egal ob Seide oder Denim. „Die jungen verkopften Frauen, die viel vor dem Computer sitzen, kaufen bei mir“, charakterisiert sie ihre neue Kundschaft und erahnt, was gerade sie am Nähen fasziniert: „Ohne die Beschäftigung der Hände kommt man eben nicht aus.“

Fußnoten:

  1. ^ Stuttgart (www.stuttgarter-nachrichten.de)

Versteigerung von Dior-Stücken: Souvenirs de Monsieur

Seine erste Kollektion stellte Christian Dior im Februar 1947 vor. Er war schon 42 Jahre alt, hatte sich zuvor als Galerist versucht und dann als Modezeichner gearbeitet. Nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren setzte er auf verschwenderische Stoffe, feminine Linien und romantische Faltenwürfe. Eigentlich hätte er Architekt werden wollen. Stattdessen entwarf er nun Kleider wie eine ephemere Architektur und skulptierte den weiblichen Körper mit dem Zeichenstift: schnürte die Taille, polsterte Schultern, liftete Brüste und legte fließende Draperien. Sein „New Look“ kleidete die High Society der Fünfziger: Liz Taylor[1] oder Marlene Dietrich, die Schah-Gattin Soraya oder die Herzogin von Windsor. Innerhalb von nur zehn Jahren, bis zu seinem plötzlichen Tod im Oktober 1957, baute Christian Dior ein international tätiges Mode-Imperium auf.

Er meinte zu wissen, dass in jeder Frau eine Prinzessin schlummert, und mit jedem Entwurf wollte er sie in uns wiedererwecken. Zum 70. Geburtstag des Modehauses stehen nun am kommenden Dienstag bei Artcurial in Paris fast 100 historische Dior-Modelle im Mittelpunkt einer „Fashion-Arts“-Auktion. Die große Zahl an Kleidern ist der Zerstreuung eines ungewöhnlichen Konvoluts zu verdanken. Henriette und Alfred Madoz unterhielten nach dem Krieg ein Couture-Atelier in Lyon und hatten zwischen 1948 und 1975 eine exklusive Vertretungslizenz für Dior-Modelle. Zu jeder neuen Saison reisten sie nach Paris und wählten im Modehaus an der Avenue Montaigne für ihre großbürgerliche Klientel die passenden Schnittmuster aus. Nach dem Tod des Meisters folgte im Haus Dior der erst 21 Jahre alte Assistent Yves Saint Laurent[2] als künstlerischer Leiter, dann Marc Bohan, der ebenfalls noch bei Dior in die Lehre gegangen war.

46963753 Haute-Couture-Modell Zerline (Frühjahr/Sommer 1957), ebenfalls von Christian Dior (7000 bis 9000 Euro) © Artcurial Bilderstrecke [3]

Aus dem Madoz-Archiv stammen 70 Tageskleider, Kostüme, Mäntel, Cocktail- und Abendkleider in originalen Dior-Stoffen; sie wurden von Dior selbst, von Saint Laurent oder von Bohan gezeichnet. Es sind durchweg fast ungetragene Modelle in der französischen Konfektionsgröße 38 (deutsche 36), die für Defilees in Lyon organisiert wurden oder unverkauft blieben. Bei durchschnittlichen Taxen zwischen 400 und 600 Euro lassen sich phantastische Couture-Kleider aus Satin-, Woll-, Velours- oder Leinenstoffen ersteigern: Noch aus Dior-Zeiten stammt ein elegantes perlgraues Kleid in fließendem Seidenstoff von 1950; ein lavendelblauer Tweed-Mantel entstammt einer Saint-Laurent-Kollektion von 1958; ein knappes grüngold schillerndes Velours-Cocktailkleid wurde 1966 von Marc Bohan entworfen.

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Ein Kleid in marineblauem Organza mit transparentem Tüllaufsatz und aufgestickten weißen Pünktchen (Taxe 700/900 Euro) wurde 1960 von Saint Laurent für Dior gezeichnet und könnte heute wieder über den Laufsteg gehen. Ebenfalls aus dem Madoz-Archiv kommt das Couture-Kleid Autriche, das Dior 1951 entworfen hat. Die trägerlose Korsage dieses Kleides für den „Grand Soir“ in schwarzer Seiden-Faille und Velours geht in einen fließenden Faltenwurf über (3000/5000 Euro).

Ein schwarzes Kleid in einem Schwung

Neben dem Madoz-Konvolut werden etwa 30 weitere Dior-Kleider unterschiedlicher Provenienz versteigert, etwa zur Hälfte getragene Couture-Modelle. Darunter fällt ein rosafarbenes Abendkleid aus Satin mit perlenbestickter Büste von Marc Bohan auf (Herbst/Winter-Kollektion 1963/64), das auf 1500 bis 2500 Euro geschätzt wird. Das museale Spitzenlos (zwischen 7000 und 9000 Euro) stammt aus der vorletzten Dior-Kollektion vom Frühling-Sommer 1957. Das Modell Zerline in glänzend schwarzem Seidentaft mit einem pellerinenartigen Schulterkragen, enger Taille und einem ausladenden Rock wurde von Dior wie in einem einzigen Schwung drapiert. Die im tiefen Ausschnitt theatralisch aufgesetzte Schleife mit einer Blume weist darauf hin, dass Yves Saint Laurent schon im Dior-Studio arbeitete.

Die jährliche „Fashion Arts“-Auktion bei Artcurial sieht sich an der Schnittstelle zwischen Mode und Kunst. Die Konvolute, die nun kurz vor den Haute-Couture-Defilees versteigert werden, erzählen ein Stück Modegeschichte. Christian Dior hat sein Modedesign als Kunst verstanden. Er umgab sich mit Künstlern wie Jacques Darnel, der von Anfang an und trotz der Konkurrenz der Fotografie zeichnerische Werbeplakate für das Modehaus entwarf; 15 Illustrationen werden mit Taxen zwischen 600/800 und 2000/4000 Euro ebenfalls angeboten.

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Christian Dior hatte seine erste Kollektion von 1947 sogleich mit der Kreation eines Parfums begleitet, denn er sah die Frau als eine Art stilistisches Gesamtkunstwerk. Dazu gehört auch Schmuck, und es durfte durchaus Modeschmuck sein, wenn das Design stimmte. Die Offerte bei Artcurial bietet – mit Taxen zwischen 200/400 und 600/800 Euro – ein Konvolut von 45 schillernden Strass- und Perlen-Colliers aus den sechziger Jahren an, die eigens für das Haus Dior entworfen wurden.

Quelle:

www.faz.net

Fußnoten:

  1. ^ Liz Taylor (www.faz.net)
  2. ^ Yves Saint Laurent (www.faz.net)
  3. ^ Bilderstrecke öffnen (www.faz.net)
  4. ^ Zum Angebot (abo.faz.net)

Meckenbeuren: Nähkurs für Einsteiger

Buch sz „Haben Sie noch eine Nähmaschine im Schrank oder eine geschenkt bekommen und wissen nicht so recht, wie sie funktioniert?“ Das fragt die Volkshochschule mit Blick auf den Nähkurs für Einsteiger. In ihm lernen Interessierte, wie man die Nähmaschine einfädelt und am einfachsten näht. Für den Kurs werden eine Nähmaschine, Verlängerungskabel, Schere, Maßband, Reststoffe und dazu passendes Garn benötigt. Für den ersten Abend werden die Zutaten (Stoffe, Garne) von der Kursleiterin Janine Rauch-Boderius zum Erwerb bereitgestellt.

Termine: mittwochs, 21. und 28. Juni sowie 5. Juli, 18.30 bis 21.30 Uhr im Bildungszentrum Buch. Kosten: 46,32 Euro plus etwa 7,50 Euro Materialkosten (ab sieben Teilnehmern).

Eine Anmeldung unter ist erforderlich bei der Volkshochschule, Telefon 07541 / 204 52 46 oder

www.vhs-bodenseekreis.de[1]

Fußnoten:

  1. ^ www.vhs-bodenseekreis.de (www.vhs-bodenseekreis.de)

Zahlen, bitte! 13, Archimedes und die Fußbälle

Die 13 war nicht etwa die Trikotnummer des griechischen Mathematikers Archimedes, sondern ist die Zahl unterschiedlicher archimedischer Körper, von denen einer zum klassischen Schnittmuster für Fußbälle wurde.

Ist Ihnen bewusst, dass Sie in Ihrem Leben schon unzählige Male mit platonischen Körpern in Berührung gekommen sind? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben Sie auch schon archimedische Körper durch die Gegend gekickt, wie es inzwischen auch schwitzende Robotern[1] tun. Dafür muss man sich nicht einmal mit den antiken Griechen beschäftigt haben …

Zahlen, bitte!

Bitte Zahlen

In dieser Rubrik stellen wir jede Woche Dienstag verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Wirtschaft und der Mathematik selbst vor.

Rein platonische Körper

Zahlen, bitte! 13 archimedische Körper
Einen Platonischen Körper kennt jeder: den sechsseitigen Würfel. Fantasy-Rollenspieler kennen sogar alle fünf. Vergrößern
Die platonischen Körper – benannt nach dem griechischen (Natur-)Philosophen kennen mindestens Mathematiker … und Rollenspieler: Es handelt sich um konvexe Polyeder, also Vielflächner, die wiederum aus kongruenten, regelmäßigen Vielecken bestehen. Derer gibt es fünf: Tetraeder, Hexaeder, Oktaeder, Dodekaeder, Ikosaeder.

Nun mögen sich vor allem die Rollenspieler fragen, warum das Dekaeder (der „Zehnseiter“) nicht dazu gehört. Das liegt an einer weiteren Bedingung für platonische Körper: Alle Ecken müssen gleichartig sein, also immer gleichviele Polygone zusammentreffen (reguläre Polyeder). Das ist beim Zehnseiter nicht der Fall.

Platonische Körper haben eine weitere merkwürdige Eigenschaft: Sie sind dual zueinander[2]. Verbindet man die Mittelpunkte aller Flächen miteinander, erzeugt man wieder einen (anderen) platonischen Körper: Das Tetraeder erzeugt dabei wieder einen Tetraeder (Selbstdualität), während Hexaeder und Oktaeder sowie Dodekaeder und Ikosaeder duale Pärchen bilden.

Die antiken Griechen hielten diese höchstsymmetrischen Körper sogar für die Grundelemente des Universums (Atomismus): Das Tetraeder stand für Feuer, das Hexaeder für Erde, das Oktaeder für Luft, das Ikosaeder für Wasser und das Dodekaeder für das Universum selbst.

Hauptsache symmetrisch

Harmonice mundi, 1619
Johannes Keplers Sonnensystem setzte sich aus ineinandergeschachtelten platonischen Körpern zusammen. Vergrößern
Bild: aus Mysterium Cosmographicum (1600)

Der später für seine Gesetze der Planetenbewegung (Keplersche Gesetze) berühmte Astronom Johannes Kepler war im 16. Jahrhundert der Meinung, dass die Bahnen der Himmelskörper im Zusammenhang mit den platonischen Körpern stehen und entwickelte daraus ein Modell für das Sonnensystem, das aus ineinandergeschachtelten Polyedern bestand.

Tatsächlich spielen Symmetrien in der Physik eine fundamentale Rolle (Stichwort: Noether-Theorem[3]: „Zu jeder kontinuierlichen Symmetrie eines physikalischen Systems gehört eine Erhaltungsgröße“) und auch die symmetrischen Strukturen der platonischen Körper finden sich an zahlreichen Stellen in der Natur wieder. Dennoch sind die platonischen Körper selbst weder die Grundelemente der Welt, noch beschreiben sie die Himmelsmechanik.

Archimedische Körper: Völlig abgestumpft

Und wo kommt Archimedes ins Spiel? Auch er befasste sich mit Symmetrien von Polyedern und erzeugte durch Beschneiden (Abstumpfen) der platonischen Körper eine neue Klasse von Polyedern, deren Flächen aus unterschiedlichen, gleichseitigen Flächentypen (Dreiecke, Quadrate, Fünfecke, Sechsecke, Achtecke) bestehen.

Stumpft man etwa einen Würfel ab, indem man senkrecht zu den Raumdiagonalen gleichmäßig Teile abträgt, entstehen auf dem Weg zum Oktaeder als Zwischenstufen der Hexaederstumpf, das Kuboktaeder und der Oktaederstumpf. So entstehen insgesamt 13 neue Polyeder, die als archimedische Körper bezeichnet werden:

Zahlen, bitte! 13 archimedische Körper sollt Ihr sein
Die 13 archimedischen Körper entstehen durch unterschiedlich starkens „Abstumpfen“ der platonischen Körper. Vergrößern
Bild: Grafiken erzeugt mit Wolfram Mathematica

Der bekannteste archimedische Körper dürfte der Ikosaederstumpf sein, den wohl jeder schon mal durch die Gegend gekickt hat. Er dient seit Jahrzehnten als Schnittmuster für Bälle und wird darum häufig als „Fußballkörper“ bezeichnet.

Auch auf archimedische Körper trifft man in der Natur: Beim hochsymmetrischen Hohlmolekül C60 aus der Gruppe der Buckminster-Fullerene handelt es sich ebenfalls um einen Ikosaederstumpf, was ihm den Beinamen „Buckyball“ eingebracht hat. Solche Buckyballs lassen sich nicht nur künstlich erzeugen, sie schwirren nachweislich auch in planetaren Nebeln herum.

13, 14 oder 15 archimedische Körper?

Nun könnte man darüber streiten, ob es tatsächlich nur 13 archimedische Körper gibt. Denn vom abgeschrägten Hexaeder existieren spiegelbildlich entgegengesetzte Varianten. Typischerweise werden die Varianten jedoch nicht doppelt gezählt.

Wolfram Alpha
Das Pseudo-Rhombenkuboktaeder ist genau genommen kein archimedischer Körper. Vergrößern
Bild: Wolfram Alpha
Darüber hinaus stellte der Mathematiker J. C. P. Miller im Jahr 1930 fest, dass man durch Verdrehen einer Hälfte des Rhombenkuboktaeders um 45° ein weiteres Polyeder erhält – das Pseudo-Rhombenkuboktaeder –, welches (fast) alle Eigenschaften der archimedischen Körper hat. Es besitzt jedoch zwei unterschiedliche Typen von Ecken, sodass zwar lokale, aber keine globale Eckenkongruenz besteht. Streng genommen ist es somit kein archimedischer Körper, wird aber mitunter als solcher klassifiziert. Es gibt Spekulationen, dass schon Kepler das Pseudo-Rhombenkuboktaeder kannte, da er in seinen Schriften mitunter von 14 archimedischen Körpern sprach.

Logischerweise (weil Mathematiker einfach so sind) kann man es übrigens noch einen Schritt weitertreiben: Catalanische Körper sind zu archimedischen Körpern dual, lassen sich also aus ihnen erzeugen, bestehen hingegen aus kongruenten, aber nichtregelmäßigen Vielecken. (vza[5])
[4]

Quelle:

www.heise.de

Fußnoten:

  1. ^ schwitzende Robotern (www.heise.de)
  2. ^ dual zueinander (www.michael-holzapfel.de)
  3. ^ Noether-Theorem (de.wikipedia.org)
  4. ^ Catalanische Körper (de.wikipedia.org)
  5. ^ Volker Zota (www.heise.de)

Zahlen, bitte! 13, Archimedes und die Fußbälle

Zahlen, bitte! 13, Archimedes und die Fußbälle

13.06.2017 13:37 UhrVolker Zota

  1. Zahlen, bitte! 13, Archimedes und die Fußbälle
  2. Archimedische Körper: Völlig abgestumpft[1]
  3. Auf einer Seite lesen[2]

Die 13 war nicht etwa die Trikotnummer des griechischen Mathematikers Archimedes, sondern ist die Zahl unterschiedlicher archimedischer Körper, von denen einer zum klassischen Schnittmuster für Fußbälle wurde.

Ist Ihnen bewusst, dass Sie in Ihrem Leben schon unzählige Male mit platonischen Körpern in Berührung gekommen sind? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit haben Sie auch schon archimedische Körper durch die Gegend gekickt, wie es inzwischen auch schwitzende Robotern[3] tun. Dafür muss man sich nicht einmal mit den antiken Griechen beschäftigt haben …

Zahlen, bitte!

Bitte Zahlen

In dieser Rubrik stellen wir jede Woche Dienstag verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Wirtschaft und der Mathematik selbst vor.

Rein platonische Körper

Zahlen, bitte! 13 archimedische Körper
Einen Platonischen Körper kennt jeder: den sechsseitigen Würfel. Fantasy-Rollenspieler kennen sogar alle fünf. Vergrößern
Die platonischen Körper – benannt nach dem griechischen (Natur-)Philosophen kennen mindestens Mathematiker … und Rollenspieler: Es handelt sich um konvexe Polyeder, also Vielflächner, die wiederum aus kongruenten, regelmäßigen Vielecken bestehen. Derer gibt es fünf: Tetraeder, Hexaeder, Oktaeder, Dodekaeder, Ikosaeder.

Nun mögen sich vor allem die Rollenspieler fragen, warum das Dekaeder (der „Zehnseiter“) nicht dazu gehört. Das liegt an einer weiteren Bedingung für platonische Körper: Alle Ecken müssen gleichartig sein, also immer gleichviele Polygone zusammentreffen (reguläre Polyeder). Das ist beim Zehnseiter nicht der Fall.

Platonische Körper haben eine weitere merkwürdige Eigenschaft: Sie sind dual zueinander[4]. Verbindet man die Mittelpunkte aller Flächen miteinander, erzeugt man wieder einen (anderen) platonischen Körper: Das Tetraeder erzeugt dabei wieder einen Tetraeder (Selbstdualität), während Hexaeder und Oktaeder sowie Dodekaeder und Ikosaeder duale Pärchen bilden.

Die antiken Griechen hielten diese höchstsymmetrischen Körper sogar für die Grundelemente des Universums (Atomismus): Das Tetraeder stand für Feuer, das Hexaeder für Erde, das Oktaeder für Luft, das Ikosaeder für Wasser und das Dodekaeder für das Universum selbst.

Hauptsache symmetrisch

Harmonice mundi, 1619
Johannes Keplers Sonnensystem setzte sich aus ineinandergeschachtelten platonischen Körpern zusammen. Vergrößern
Bild: aus Mysterium Cosmographicum (1600)

Der später für seine Gesetze der Planetenbewegung (Keplersche Gesetze) berühmte Astronom Johannes Kepler war im 16. Jahrhundert der Meinung, dass die Bahnen der Himmelskörper im Zusammenhang mit den platonischen Körpern stehen und entwickelte daraus ein Modell für das Sonnensystem, das aus ineinandergeschachtelten Polyedern bestand.

Tatsächlich spielen Symmetrien in der Physik eine fundamentale Rolle (Stichwort: Noether-Theorem[5]: „Zu jeder kontinuierlichen Symmetrie eines physikalischen Systems gehört eine Erhaltungsgröße“) und auch die symmetrischen Strukturen der platonischen Körper finden sich an zahlreichen Stellen in der Natur wieder. Dennoch sind die platonischen Körper selbst weder die Grundelemente der Welt, noch beschreiben sie die Himmelsmechanik.

Quelle:

www.heise.de

Fußnoten:

  1. ^ Archimedische Körper: Völlig abgestumpft (www.heise.de)
  2. ^ Auf einer Seite lesen (www.heise.de)
  3. ^ schwitzende Robotern (www.heise.de)
  4. ^ dual zueinander (www.michael-holzapfel.de)
  5. ^ Noether-Theorem (de.wikipedia.org)

Kindergartenkinder backen Brot und nähen – Greiz

Kita aus Langenwetzendorf feierte Kinder- und Handwerkerfest zum 30-jährigen Bestehen

Langenwetzendorf. Zu ihrem 30-jährigen Bestehen veranstaltete jetzt die Kindertagesstätte Zwergenland in Langenwetzendorf ein Kinder- und Handwerkerfest.

Im Sinne der lebensbezogenen Pädagogik nach Norbert Huppertz gestaltete der 13 Mitglieder starke Elternbeirat einige Handwerksaktionen für die Kinder zwischen ein und sieben Jahren. So backten die Kinder zusammen mit dem Langenwetzendorfer Bürgermeister Kai Dittmann (CDU) im Steinbackofen Pita-Brote. Die älteren Kinder konnten sich beim Mützennähen an der Nähmaschine probieren.

Die Kita wurde ab 2009 aufwendig für 390 000 Euro saniert, 60 Prozent davon stammten aus Fördermitteln.

Quelle:

greiz.otz.de

Feminismus: An allen Tagen in die Schule

Ausgerechnet die Themen Menstruation und Damenbinden haben in Uganda eine hitzige Debatte um die Einschränkung der Meinungsfreiheit entfacht. Ugandas führende Feministin Stella Nyanzi wurde verhaftet und angeklagt – wegen mutmaßlicher „Cyber-Belästigung“. Sie hatte das Präsidentenehepaar im Januar in einem Facebook-Post als „ein Paar Arschbacken“ bezeichnet.

In dem kleinen ostafrikanischen Land Uganda sind öffentliche Diskussionen um die Periode ein Tabu, die ugandische Gesellschaft ist mehrheitlich christlich und erzkonservativ. Dennoch hat ausgerechnet der 72-jährige Präsident Yoweri Museveni sich das Thema im Wahlkampf auf die Fahnen geschrieben. Als er auf seiner Wahlkampftour 2016 zum Stimmenfang durch die Dörfer zog, versprach er, die Regierung werde bei seiner Wiederwahl kostenlose Damenbinden an Mädchen in den Schulen verteilen. Eine landesweite Evaluation des Schulsystems hatte zuvor gezeigt: Mädchen von armen Familien auf dem Land schneiden bei den Schulexamina bei weitem schlechter ab. Der Grund: Sie verpassen regelmäßig einmal im Monat für mehrere Tage den Unterricht.

So auch die 14-jährige Catherine Nantume, die in einem Armenviertel von Ugandas Hauptstadt Kampala auf die Care-Grundschule geht. „Ich habe während meiner Periode die Schule geschwänzt, weil meine Mutter mir keine Binden kaufen kann, sie sind schlicht zu teuer“, sagt sie. Das Mädchen in der schneeweißen Schuluniform sitzt nach Unterrichtsende in einem der kleinen Klassenzimmer an einer Nähmaschine. Im Bastelworkshop lernen die Mädchen hier, wie sie wiederverwertbare Binden selbst herstellen können: aus Frotteestoff und Baumwolle, was sich waschen lässt.

„Früher habe ich alte Stofffetzen benutzt, die ich mir in die Unterhose klemmte, doch die bluteten oft durch – ich habe mich nicht in die Schule getraut, weil ich Angst hatte, die anderen Kinder würden mich dann auslachen“, sagt sie und bedient gekonnt das Pedal an der manuellen Nähmaschine. Im Supermarkt kosten herkömmliche Binden in Uganda umgerechnet rund einen Euro pro Stück, die wiederverwertbaren knapp fünf Euro. Viele Familien, die täglich mit rund einem Euro überleben müssen, können sich dies schier nicht leisten.

Kein Wunder also, dass Präsident Museveni sich mit seinem Versprechen erhofft hatte, vor allem die weiblichen Wählerstimmen auf seiner Seite zu wissen. Nach der gewonnenen Wahl hat der Präsident, der bereits seit 30 Jahren an der Macht ist, seine Frau Janet Museveni zur Bildungsministerin ernannt. „Wir hatten wirklich viel Hoffnung, dass sie sein Versprechen wahrmachen wird“, sagt Sarah Nakabira, Direktorin der Care-Grundschule. Doch nach einem Blick in den Staatshaushalt musste die Ministerin rasch feststellen: Für Millionen von Binden reicht das Geld nicht aus. Die Enttäuschung war groß.

Im Radio und Fernsehen wurde das Thema heiß diskutiert. Das brachte auch die Feministin Nyanzi auf die Barrikaden. Die Doktorandin lehrt an Ugandas staatlicher Universität Genderstudien und hat zum Thema Sexualität in Afrika promoviert. Dass sie der Opposition nahesteht und gern provokativ sämtliche Tabus bricht – dafür ist sie bekannt. Bei einem Unistreik vergangenes Jahr streckte sie ihre nackten Brüste in die TV-Kameras, um Aufmerksamkeit zu erregen. In einem erzkonservativen Land, in dem Röcke per Gesetz bis über das Knie reichen müssen und ein Ministerium für Ethik und Anstand stetig dafür sorgt, dass keine Pornografie in Umlauf gerät, ist das ein Tabubruch.

Auf Facebook und Twitter rief sie schließlich unter dem Hashtag #Pads4GirlsUg eine Crowdfunding-Kampagne aus. Per mobilen Geldtransfers über das Handy sammelte sie Geld, um damit die versprochenen Damenbinden an den Schulen verteilen zu können. Dabei kritisierte sie in ihren Posts die Präsidentenfamilie mit vulgären Sprüchen. Ihre grundsätzliche Kritik richtete sich gegen die Präsidentengattin und andere Politikerinnen in der Regierung.

Uganda ist für afrikanische Verhältnisse in Sachen Gleichstellung von Frauen gar nicht schlecht aufgestellt. Die Verfassung sieht seit der gewaltsamen Machtergreifung Musevenis 1986 eine Frauenquote von mindestens 30 Prozent im Parlament vor. Dennoch würden sich diese Frauen in der Politik nicht für die Interessen von Mädchen und Frauen einsetzen. „Jetzt haben wir so viele Vaginas im Parlament sitzen – doch sie müssen uns auch beweisen, dass sie ein Gehirn dazu haben“, sagte Nyanzi im Interview kurz vor ihrer Verhaftung im April.

Die vulgären Sprüche haben die religiöse Präsidentengattin erzürnt. In einem TV-Interview gab sich Janet Museveni jedoch von ihrer christlichen Seite. „Ich vergebe ihr“, sagte sie großzügig, merkte aber an, dass sie Nyanzi für verrückt hält. Die Antwort von Nyanzi folgte direkt. „Ich werde ihr nicht die Füße küssen, eher küsse ich ihre Klitoris“, schrieb sie auf Facebook. Das ging dann doch zu weit. In einem Staat wie Uganda, in dem zahlreiche Familienmitglieder Musevenis in Regierungskreisen vertreten sind und Armee und Geheimdienste kontrollieren, grenzen solche Sprüche an Majestätsbeleidigung.

Nach einem öffentlichen Vortrag zum Thema Damenbinden verschwand Stella Nyanzi im April spurlos für mehrere Tage. Ihre Familie suchte nach ihr. Erst nach drei Tagen bestätigte die Polizei, man habe sie verhaftet. Vor Gericht wurde sie wegen „Cyber-Belästigung“ angeklagt. Der Staatsanwalt argumentierte mit einem alten Paragrafen aus der Kolonialzeit, sie sei nicht zurechnungsfähig und eine Gefahr für die Gesellschaft. In der staatlichen Psychiatrie müsse ein Gutachten über sie erstellt werden.

Über drei Wochen verbrachte Nyanzi in Ugandas größtem Gefängnis. Dort infizierte sie sich mit Malaria. Als sie bei ihrer letzten Anhörung vor Gericht erschien, war sie schwach und musste von zwei Gefängniswärterinnen gestützt in den Gerichtssaal geführt werden. Aus gesundheitlichen Gründen ließ der Richter sie letztlich auf Kaution nach Hause gehen. Die Anklage bleibe jedoch bestehen, die Verhandlung würde weitergehen, sobald sie wieder gesund sei.

Kaum zu Hause, postet sie auf Facebook: „Es wäre so einfach, den Präsidenten zu töten und damit eine jahrzehntelange Diktatur zu beenden.“ Solche Androhungen stehen in Uganda unter hoher Strafe. Das ganze Land diskutiert derzeit in den Medien, in Kneipen und auf der Straße nicht nur über den Grad der Meinungsfreiheit, sondern auch über Tabuthemen wie Monatsblutung.

Lesen Sie mehr zum Thema in unserem Dossier Uganda

Rheinfelden: Handarbeitsläden in Rheinfelden geben Einblick in die Welt der Nähmaschine

Hätten Sie es gewusst? Heute ist der „Tag der Nähmaschine“. Im Jahre 1790 erfand der Engländer Thomas Saint den heute so selbstverständlichen Helfer. Ein Blick auf eine Erfolgsgeschichte.

Er ist kurios und weitestgehend unbekannt, doch es gibt ihn: der heutige 13. Juni ist der „Tag der Nähmaschine“. Vor genau 227 Jahren ließ der Engländer Thomas Saint sein Holzmodell der ersten Nähmaschine patentieren, die ursprünglich Schuhmachern als Werkzeug dienen sollte.

Im frühen 19. Jahrhundert wurde noch überwiegend von Hand genäht, geübte Schneider schafften dabei bis zu 30 Stiche pro Minute. Mit dem Beginn der Industrialisierung stieg jedoch der Bedarf an effizienteren Produktionsmethoden, was nur durch die Entwicklung schneller und praktikabler Nähmaschinen ermöglicht werden konnte. Moderne Maschinen schaffen mittlerweile über 1000 Stiche pro Minute. Klothilde Steinegger, Inhaberin des Geschäftes „Bunte Nadel“ in der Innenstadt von Rheinfelden, weiß, was Nähmaschinen auf dem Kasten haben: „Das hängt in erster Linie natürlich von dem Modell ab, aber in der heutigen Zeit gibt es kaum etwas, das nicht mit der Maschine genäht werden kann. Selbst Knöpfe bringe ich nicht mehr von Hand an.“ Wolle man sehr dicke Materialien oder viele Stofflagen verarbeiten, benötige man jedoch spezielle Technik.

„Normale Apparate schaffen das in der Regel nicht, dafür gibt es dann richtige Industrienähmaschinen.“ Eine gute Maschine allein garantiere aber noch kein überzeugendes Endprodukt: „Auch die ausgewählten Stoffe und Garne spielen eine große Rolle. Da die Möglichkeiten bei der Materialwahl vielfältig sind, ist meist für jeden etwas dabei – vorausgesetzt man hat ein paar Ideen und vor allem Freude an der Handarbeit“, meint Steinegger, die ihr Hobby mit der Eröffnung der gut aufgestellten „Bunten Nadel“ vor sechs Jahren zum Beruf gemacht hat.

Auch Cornelia Sukenik, Leiterin des Textilgeschäftes „Wolle & Schönes“, übt ihre Leidenschaft beruflich aus. In diesem Laden ist der Name Programm: Neben einer großen Auswahl an Wollsorten gibt es Stoffe, handgemachte Dekoartikel und Hilfestellung bei Fragen rund ums Thema Stricken, Häkeln und Nähen. „Für meinen Gebrauch reicht eine einfache Singer-Nähmaschine aus; damit fertige ich am liebsten das, was ich immer gebrauchen kann: Taschen!“, lacht Sukenik.

Im Sommer produziert sie vor allem leichte Schals, Bücherwürmer oder Kissenbezüge. Andererseits gebe es auch Menschen, die im Sommer bereits Mützen und Handschuhe für den Winter nähen. „Es kommen auch junge Frauen und Männer zu uns und holen sich Rat.“ Dass man mit den nötigen Utensilien, Zeit und Spaß die gesamte Wohnung umdekorieren kann, zeigt Klothilde Steinegger. „Ob Badetaschen, Kissenbezüge, Tischläufer und Picknickdecken aus Wachstuch, Hüllen für Windlichter oder einfach Badekleidung – auch im Sommer sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. “ Obwohl die Angebotsvielfalt des Internets eine Bedrohung für kleine Einzelhandelsgeschäfte darstelle, ist sich die Ladeninhaberin sicher: „Solange unsere Kunden die persönliche Beratung, die Atmosphäre und sichtbare Qualität in Läden wie unserem schätzen, wird der Fachhandel auch nicht in Vergessenheit geraten. Wie sähe unsere Innenstadt ohne bunte, liebevoll gestaltete Schaufenster aus?“