Wald-Erlenbacherin Rosemarie Vetter brennt für Quilts

Von Dagmar Jährling

WALD-ERLENBACH – Mehr als 50 Patchworkdecken (Quilts) hat Rosemarie Vetter in den letzten 25 Jahren genäht. „Wer bei uns friert, ist selbst schuld“, sagte Vetter lachend. Die Quilts gibt es bei ihr als wärmende Decke, Wandteppich oder auch Tagesdecke. Schon das Betreten des Flures zeigt es sofort: Die Wald-Erlenbacherin ist mit dem Quilt-Virus infiziert. Sie hat für jede Jahreszeit beziehungsweise verschiedene Ereignisse im Kalender mindestens eine Patchworkarbeit angefertigt, beispielsweise eine Halloween-Decke mit aufgenähten Hexen und Fledermäusen.

Als Preis eine signierte Nähmaschine

Eine von ihr zum Bernina-Langarm-Quiltwettbewerb bei den Patchworktagen der Deutschen Patchworkgilde in Fürth (Bayern) eingereichte Gemeinschaftsarbeit – ein Weißwäsche-Quilt – wurde von den Besuchern gekürt. Der Preis war eine Bernina-Nähmaschine mit einem Design von Quilter und Musiker Ricky Tims aus Amerika versehen. Tims signierte die Nähmaschine in Fürth für Vetter persönlich.

Eine international besetzte Jury wählte 22 Quilts von 18 Teilnehmern für den Wettbewerb aus. Die Besucher der Veranstaltung bekamen mit ihrem Eintrittsband auch eine Karte für die Auswahl des Publikumslieblings. „Die Konkurrenz war groß. Es waren wirklich schöne Quilts da“, berichtete Vetter. Der Weißwäsche-Quilt mit dem Titel „Erinnerungen an einen Geburtstag“ habe mit Abstand gewonnen, wurde Vetter mitgeteilt. Die Wald-Erlenbacherin hatte das erste Mal ein Exemplar eingereicht.

Vetter ist in Wald-Erlenbach nicht die einzige „Patchwork-Verrückte“: Die Decke ist auf der Rückseite mit einem von Andrea Wiegand handgestickten Label versehen, das einen Geburtstagsgruß und die Namen der Frauen enthält, die Blöcke für Vetter zum 60. Geburtstag vor sechs Jahren angefertigt haben. Wiegand und ihre Mutter Lydia haben auch einen Block von insgesamt 27 Teilen gearbeitet. Vetter fügte schließlich drei weitere Patches (Flicken) hinzu und hat sie durch Zwischenstreifen verbunden. Das preisgekrönte Stück wurde anschließend von Susanne Kramer aus Pfungstadt mit einer Longarm-Nähmaschine individuell gequiltet. Dies alles zusammen genommen, macht die Einzigartigkeit aus.

Zum Ausgleich zu ihren Beruf als Krankenschwester hat die 66-Jährige ursprünglich Wolle gesponnen und gewebt. Die Polsterung ihrer Couchgarnitur im Wohnzimmer ist mit ihrem selbst gewebten Stoff bezogen. Inzwischen „ist mein Webstuhl verwaist“, erzählte Vetter.

Vor 25 Jahren setzte das Quiltfieber ein. Ihr Mann Robert ermutigte und unterstützte sie, gemeinsam besuchten sie schon viele internationale Ausstellungen; sie waren sogar in Newston (Texas) im Convention-Center mit riesiger Ausstellungsfläche. Schon ihr erster Quilt, aus Hexagonen gearbeitet mit dem Namen „Großmutters Blumengarten“, wurde in dem Magazin Patchworkideen auf der Titelseite abgebildet. Vor zwei Jahren hat Vetter sich zur Kursleiterin ausbilden lassen. Ihre Quilts zu verkaufen, auf diese Idee ist sie nie gekommen. Stattdessen haben Enkel, Neffen und Nichten profitiert. Im Geschäft Patchworkhimmel in Grünstadt sind 17 ihrer Arbeiten ausgestellt. Dort hat sie auch ihr Wissen in Kursen für das Handnähen von Weißwäsche und in Trabunto-Technik weitergegeben. Letztere ist eine spezielle Technik aus dem Mittelmeerraum.

Überhaupt gibt es viele Patchwork-Techniken; Ob mit Seidenbändern besticken, Stoffe applizieren oder mit der Trabunto-Technik genähte Formen wattieren, Knöpfe oder alte Taschentücher mit gehäkelten Spitzenrand aufnähen, der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Während Vetter die Verarbeitung von alter Weißwäsche bevorzugt, ist Ricky Tims dafür bekannt, dass er seine Stoffe selbst bunt einfärbt und zu flammenden Kaleidoskopen verarbeitet.

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