„Main-Mädchen“ in Preungesheim: Diese Frankfurterin entwirft individuelle Schultüten

Preungesheim. 

Baumwollstoffe mit Einhörnern, Fußbällen und Sternchen-Mustern hängen ordentlich aufgereiht an einer Stange neben der Tür. Auf einem Tisch stehen eine Näh- und eine Stickmaschine. Darüber hängt ein Kasten mit Bändern und Nähgarn in allen möglichen Farben. Wie viele verschiedene Stoffe sie besitzt, weiß Christine Kunz schon gar nicht mehr. „Aber es sind wirklich viele“, sagt sie. Das Nähzimmer ist das Reich der Preungesheimerin, die Schultüten entwirft. „Main-Mädchen“ heißt ihre Firma.

Eigentlich arbeitet Kunz bei einer Fluggesellschaft. Doch ihre Leidenschaft ist das Nähen. Seit 2009 verkauft sie unter dem Namen „Main-Mädchen“ Kosmetikbeutel und andere Accessoires, die Schultüten kamen vor knapp zwei Jahren dazu.

Ihre Liebe zum Nähen entdeckte sie aber schon viel früher – dabei hasste sie eigenen Angaben zufolge aber Handarbeiten als Kind. Auslöser zum Umdenken sei der Besuch auf der Kreativwelt-Messe in Wiesbaden vor acht Jahren gewesen. „Da habe ich etwas Filz gekauft“, erinnert sich Kunz. Damit experimentierte sie und brachte sich schließlich selbst das Nähen bei. „Meinen Freundinnen habe ich zu Weihnachten dann selbst gemachte Kosmetikbeutel geschenkt, die wirklich gut ankamen“, erinnert sich Kunz und sie entschloss, sich damit selbstständig zu machen. Seit fünf bis sechs Jahren gibt es die Kosmetik-Beutel jetzt im Hessenshop. Und auch auf Märkten ist Kunz oft unterwegs.

Zwei Stunden Arbeit

Im Moment hält sie aber der bevorstehende Schulanfang auf Trab. „Manchmal bekomme ich fünf Bestellungen am Tag“, sagt sie. „Die erste Anfrage kam schon im Januar“, erzählt sie. Rund 50 Schultüten à 70 Zentimetern hat sie seitdem genäht und erwartet noch weitere 20 Anfragen. „Das Nähen an sich dauert ja nicht lange, nur das Sticken ist aufwendig. Je nach Aufwand dauert eine Tüte zwei bis drei Stunden“, erzählt Kunz während sie die vor ihr liegende Auswahl fertiger Schultüten betrachtet.

Jede Schultüte ist individuell designt. Ist das angehende Schulkind beispielsweise ein Tennis-Fan, stickt Kunz einen Tennis-Schläger auf den Stoff. „Pferde sind auch sehr beliebt, das Symbol dazu habe ich bestimmt schon dreißig Mal genäht.“ Kunz zeigt auf eine Tüte mit grün kariertem Stoff und einem braunen Pferde-Kopf. „Aber es kommt ja immer ein anderer Name darauf und verschiedene Bänder und Borten.“

Ein Nachteil hat die Individualität allerdings dann doch: Hat das Kind einen untypischen Namen oder seltene Interessen, passt die Schultüte auch nur zu ihm, bedauert Kunz und erklärt. „Ein Vater mit ausländischen Wurzeln hat die Tüte einfach nicht abgeholt. Leider kann ich sie wegen des seltenen Namens nicht mehr weiterverkaufen.“ Also macht sie einfach das Beste daraus – ein Modell für neue Kunden, die sie in einem Nebenzimmer empfängt. Zusammen mit den Eltern und Kindern probieren sie aus, welche Stoffe und Farben zusammenpassen.

Staunende Gesichter

„Zurzeit ist der Einhorn-Stoff sehr beliebt“, erzählt Christine Kunz. An eine Bestellung damit erinnert sie sich besonders gut. „Eine Mutter hatte dafür schon eine fertige Stickerei als Datei mitgebracht, die ich dann auf einen lilafarbenen Punkte-Stoff mit Glitzer gestickt habe, also der Traum eines jeden Mädchens.“ Kinder glücklich zu machen – das ist ihr Ziel. „Wenn Kinder ihre fertige Tüte mit abholen dürfen und staunen, macht mich das zufrieden“, schwärmt sie. Selbst hat die 51-Jährige keine Sprösslinge, dafür vier jüngere Neffen. „Durch die Einschulung des Jüngsten kam ich auch auf die Idee, die Schultüten zu machen“, erzählt Kunz.

An ihre eigene Schultüte erinnert sie sich nicht mehr. „Aber es war auf jeden Fall keine Stofftüte“, betont sie. Ihre Kreationen hingegen sind waschbar und haben innen drin ein Kissen, das später durch die Süßigkeiten ersetzt wird. Doch Handarbeit hat ihren Preis: Ab 50 Euro kosten ihre Einzelanfertigungen, plus Kissen sind es 65 Euro. „Dafür hält es aber auch länger, so dass man sich auch später noch dran erfreuen kann.“

Quelle:

www.fnp.de

Hinterlasse einen Kommentar